Ruhe und Glück umfangen den,
der auf eine gute Tat zurückblickt
Die Intendanz bei der Ruhrtrienale kann nach drei Jahren immer wieder auf eine erfolgreiche Zeit zurück blicken. Die Hallen und Spielorte werden wieder „besenrein“ und „leer“ an das nachfolgende Team mit einem neuen Intendanten übergeben. Die Ruhrtrienale schafft so den Rahmen für immer wieder neue kreative Höchstleistungen.
Ruhe und Glück umfangen den,
der auf eine gute Tat zurückblickt
Die Intendanz bei der Ruhrtrienale kann nach drei Jahren immer wieder auf eine erfolgreiche Zeit zurück blicken. Die Hallen und Spielorte werden wieder „besenrein“ und „leer“ an das nachfolgende Team mit einem neuen Intendanten übergeben. Die Ruhrtrienale schafft so den Rahmen für immer wieder neue kreative Höchstleistungen.
Blicken wir noch einmal auf die Ereignisse der letzten Tage zurück. Die vielen Vorstellungen der Spielzeit 2011, die aus Uraufführungen, Eigenproduktionen und Auftragsproduktionen bestanden, haben gut 1.000 Menschen auf und hinter den Bühnen für rund 44.000 Besucher realisiert. Aber was sagen solche Zahlen nun wirklich aus? Eine große Zahl von Künstlern, kreativen Bühnen-Handwerkern- und auch die vielen „Kreativen“ die meist im Verborgenen arbeiten, haben gemeinsam eine große Nachhaltigkeit geschaffen. Jeder Besucher konnte sein ganz persönliches Gefühl von Glück aus diesem Jahr mitnehmen.
Die Menschen mit Ihren Träumen und Wünschen
Selbst die Journalisten als professionelle Betrachter können bei solchen Eindrücken nicht einfach wieder zur hektischen Tagesordnung zurück kehren, sondern müssen erst einmal innehalten um mit Geist und Gefühl wieder auf unser Hamsterrad auf zuspringen. Doch bleiben wir noch einen einen weiteren Augenblick bei den letzten drei Jahren der Ruhrtrienale und dem Intendanten Professor Willy Decker. Seine Urmomente mit dem Judentum, dem Islam und den Weisheiten Buddhas in dessen Mitte das Jahr der Kulturhauptstadt statt fand, haben diesem Revier mehr gegeben als nur die Auflistung von grandiosen Aufführungen. Die Menschen in dieser Metropole haben ein Stück weit ihre Wurzeln gesehen, um nach diesem Jahr auf einem neuen Weg, die Furcht vor Veränderungen zu verlieren.
Um dieses Revier für seinen neuen Weg einzustimmen sind die Lehren Buddhas nicht nur die richtige Basis, sondern auch die ruhende Mitte in uns selbst. So war es auch nicht verwunderlich , das Interesse am Mandala war von ersten Tag sehr groß und es kamen nicht nur einige wenige Besucher, sondern es kamen viele Menschen die mehr wollten als nur einen neuen „Event“. Willy Decker hat es mit seiner Arbeit geschafft, den Menschen ein Bewußtsein in die eigenen Kräfte mit zugeben.
Um diese Kräfte für jeden sichtbar zu machen, wurde dies Mandala von vier jungen Mönchen aus Bhutan unter den Augen ihres Meisters Lopen Ugyen Dorji in der Größe von 5 x 5 m auf ein schwebendes Podest in der Jahrhunderthalle gestreut. Das streuen eines Mandalas von Hand erfordert höchste Konzentration und ein Höhepunkt der Meditation. Da es sich in der Jahrhunderthalle um das bisher größte Mandala handelt, vermögen wir als Betrachter diese absolute Einheit von Körper und Geist nur Ansatzweise erahnen. Doch war mit den Zuschauern passiert? Kein hektisches Schnattern, kein Handy klingelte und jede Bewegung wurde wohl bedacht und alles geschah in absoluter Stille. Die anwesenden Photographen hätten sich auch noch für das Klicken ihrer Verschlüsse entschuldigen wollen.
Das Vokalensemble Chor Werk Ruhr stimmte uns mit einer mittelalterlichen Sequenz für Frauenstimmen von Hildegard von Bingen „De sancto Ruperto“ ein. Der Frauenchor sang in der Halle aus dem Hintergrund. Dann das „Lux aeterna“ ( Ewiges Licht ) von György Ligeti und dann „A Rose Is a Rose Is a Round“ von James Tenney. Jetzt stand der 16 stimmige Chor vorne gegenüber den Mönchen aus Bhutan. Die Leitung hatte Rupert Huber.
Die Zerstörung des Mandala sollte vor einem großen Publikum [800 Gäste] in einem feierlichen Akt vorgenommen werden. Und es kamen auch Ministerin Ute Schäfer, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Staatsekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff um nur einige zu nennen, die wir sehen konnten.
Der Weg zu einem neuen Anfang ist vorgegeben und so muß vorher das Alte weichen, um den Kreislauf der Gedanken, Gefühle und Wünsche die jeder von uns in den Tempel der Buddhas übergeben hat, für den Kreislauf des Leben.
Zusammen mit dem rituellen Gesang, sind es die Worte der Vorbereitung die der Mönch Lopen Ugyen Dorji sprach um den eigentlichen Akt, die Zerstörung des Mandala, auszuführen. Von vier Seiten ging Dorji das Mandala an um mit einem Diamanten das Mandala zu zerstören. Wobei Zerstörung ist ein zu hartes Wort für diese Handlung. Denn wir sind es ja selber die in diesem Mandala sind, zwar nur unsere Gedanken, aber immerhin. Es ist mehr ein mitfühlendes öffnen der Zeichnung ( Palast ! ). Denn immerhin haben sich in diesem Mandala alle Buddhas und Bodhisattvas für einen kurzen Augenblick versammelt, und das sind nach den bekannten Aufzeichnungen nicht wenige. Auch das Zusammenfegen des Sandes ging mit der höchsten Achtsamkeit vor sich. Drei Gefäße wurden mit Sand gefüllt. Ein Gefäß wurde mit einer feierlichen Prozession dem an der Jahrhunderthalle gelegenen Gewässer übergeben. Das war es? Ja, mit dieser Handlung sind alle Inhalte der Intendanz von Professor Willy Decker dem Gewässer übergeben worden. Das schöne an dieser Geschichte ist, Deckers Jahre sind nicht weg, sie wurden dem unendlichen Universum gegeben. Jetzt ist der Platz geschaffen worden, das Neue kann kommen. Und wenn jemand irgendwo auf der Welt das Gefühl hat, genau das habe ich schon mal gesehen, gespürt, gefühlt, es ist dann der nicht mehr anhaftende Geist der Ruhrtriennale 2009 – 2011 der in diesem Moment anwesend war.
Der Kreislauf - alles fließt
Die leeren Hallen in Bochum, Essen, Duisburg und Gladbeck warten nun mit ihrem gewaltigen Raumerlebnis auf die neue Spielzeit unter der neuen Intendanz von Professor Heiner Goebbels aus Gießen. Im August 2012 werden sich wieder die Vorhänge zu etwas Neuem anheben.
Ich will mit einem Wort der Sufis schließen;
„Wo immer der Tanzende mit dem Fuß auftritt, da entspringt dem Staub ein Quell des Lebens“ (Dschalal ad-Din Muhammad Rumi)
Will Rumi / Redaktion der Ötsch
Fotos ©Linde Arndt